CMD – Verbreitung in der Bevölkerung
Die meisten akuten durch Stress verursachten CMD-Fälle klingen nach Ende der Stress-Symptomatik von alleine wieder ab.
- Nur jeweils 1 Prozent der Patientinnen (weiblich) und 1 Prozent der Patienten (männlich) zeigten ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Zähnen und Kiefergelenken (harmonische Okklusion).
- 19,8 Prozent der Patientinnen galten als beschwerdefrei, obwohl sie Merkmale einer Dysfunktion wie Zähneknirschen oder Abrasion der Zähne aufwiesen.
- Bei den Patienten waren es dagegen sogar 58,4 Prozent, die trotz abradierter Zähne durch Zähneknirschen keine Beschwerden äußerten.
- 79,2 Prozent der Patientinnen litten unter schmerzhaften Symptomen wie Kopf- und Schulterschmerzen, Migräne, Muskelverspannungen oder Schluckbeschwerden.
- Dagegen klagten nur 40,6 Prozent der Patienten über derartige Beschwerden.
Bei klaren Fehlern in der Okklusion (Zusammenbiss/Verzahnung der Zahnreihen), Kieferfehlstellungen oder Funktionsstörungen kann die CMD bei 20 % der Betroffenen behandlungsbedürftig werden.
Bei rund 10-15 % der CMD-Betroffenen wird die CMD chronisch, weil dann mehrere Risikofaktoren vorliegen. Jetzt besteht Handlungsbedarf. Und hier beginnt das Ärzte-Hopping ohne Ausweg.
Neue Wissenschaftliche Mitteilung zur zahnärztlichen Funktionstherapie
2022 Aufklärung und Beratung im Mittelpunkt
Deutlich hervorgehoben wird in der neuen Mitteilung (der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie, DGDFT, 2022) die Bedeutung von Aufklärung, Beratung und Anleitung zur Selbsthilfe.
Nicht jeder Zahnarzt muss dabei alle therapeutischen Optionen kennen und durchführen können. Diese Aspekte sollten stets Teil des Therapiekonzepts sein.
Dazu gehört auch die Information, dass Schmerzen und Beschwerden einer Craniomandibulären Dysfunktion in aller Regel eine gute Prognose haben.
Die Leitlinien repräsentieren die aktuellen Forschungsergebnisse und wissenschaftlichen Artikel aus der ganzen Welt.
S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung des Bruxismus
https://www.dgfdt.de/documents/266840/35559542/LL+Bruxismus/9d5c190f-af66-4110-aafc-c332d30bfb20
Weitere Leitlinien, Stellungnahmen & Mitteilungen
https://www.dgfdt.de/aktuelle-leitlinien
Grundsätze der CMD-Diagnostik
Zur Diagnostik Craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD) sind die Erfassung somatischer Funktionsbefunde (in Bezug auf Kiefermuskeln, Kiefergelenke, Okklusion) sowie Screenings in Bezug auf verschiedene Risikofaktoren etabliert (übermäßige Stressbelastung, Angststörungen, Depressionen, Komorbiditäten wie zum Beispiel Schmerzchronifizierung/ Schmerzerkrankung).
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V.
https://www.dgzmk.de/documents/10165/2216101/MK_12.09.2022_Wiss_Mitt_Therapie_CMD.pdf/5fb23323-4206-4b08-8d91-0f724b9be61f
Mehrere Akteure im CMD-Dschungel
A) Vertreter der Okklusions-These (Zusammenbiss/Zähne)
B) Vertreter der Non-Okklusion (Muskulatur) und
C) Vertreter der Zentral-These (Nervensystem, Psyche)
A) OKKLUSIONS-THESE
Allgemeine Schienen-Therapie
Knirscher-Schienen, Okklusions-Schienen, Funktions-Analyse
Orale Schienen kommen bei der Behandlung von Patienten mit CMD häufig zum Einsatz. Der Behandlungserfolg hängt dabei von vielen spezifischen und unspezifischen Faktoren ab.
1) Knirscher-Schienen: Sie sollen die Auswirkungen des nächtlichen Zähneknirschens minimieren. Sie werden aber ohne Funktions-Analyse hergestellt und wirken deshalb nicht therapeutisch.
2) Okklusions-Schienen/Aufbiss-Schienen: Wird in der zahnärztlichen Funktionsdiagnostik die Okklusion (der Zusammenbiss der Zahnreihen mit Störungen) als Ursache für Veränderungen im Kausystem erkannt, kann eine Korrektur der Störungen mittels einer adjustierten Aufbiss-Schiene/Okklusions-Schiene zu einer Linderung der Beschwerden führen.
3) Funktions-Analyse: Sie hilft dem Zahnarzt dabei, eine CMD diagnostizieren zu können. Hier unterscheiden wir die klinische und die instrumentelle Funktions-Analyse.
- Bei der klinischen/manuellen Funktionsanalyse handelt es sich um eine Sequenz verschiedener manueller Untersuchungen. Hierbei werden die Mundöffnung, die Kau-, Gesichts- und Kopfmuskulatur sowie die Kiefergelenke untersucht.
- Die instrumentelle Funktions-Analyse umfasst Verfahren, die den Funktionszustand des Kiefergelenkes messtechnisch erfassen, ihn beschreiben und analysieren. Die Systeme ermöglichen eine simultane dreidimensionale Registrierung der Unterkieferbewegung und der Kiefergelenksführung.
▶ Leider wird die Funktions-Analyse von den Krankenkassen nicht bezahlt.
Weitere Schienen und Hilfsmittel im genaueren Vergleich
1) Aqualizer – Kosten 30 €
Der Aqualizer ist eine temporäre Einweg-Diagnoseschiene, die zur Linderung, Diagnose und Behandlung von CMD eingesetzt wird.
Das Wasser im Aqualizer gleicht die Okklusion des Patienten aus und verschafft ihm in den meisten Fällen schnelle Linderung. Nachteil: Er geht schnell kaputt.
2) Michigan-Schiene – Kosten bis zu 800 Euro
Das Konzept der „Michigan-Schiene“ als „Relaxierungsschiene“, einphasige Äquilibrierungsschiene/adjustierten Aufbissschiene und dient der Relaxation der Muskeln sowie dem Schutz der Zähne.
Sie ist der Gold-Standard in der zahnärztlichen Therapie für Patienten mit CMD. Logisch, und richtig umgesetzt, wird mit ihr kein Schaden angerichtet.
Sie ist sicher, langfristig einsetzbar und benötigt eine weitmaschige Nachsorge.
▶ In den meisten Fällen werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
3) DROS-System – Kosten bis zu 3500 Euro
Die DROS®-Therapie, Positionierungs-Schiene, bietet als diagnostisch-ursächliches Therapie-Konzept eine komplette Lösung zur Behandlung von Bruxismus, Zähneknirschen und CMD an.
Der Name dieser zweiphasigen Zentrik-Schiene leitet sich aus den Behandlungsstufen:
Phase 1: Diagnose (D) der gestörten Okklusion mit Aufhebung der Fehlkontakte, Orientierung und Stabilisierung und durch die Relaxation (R) der Kaumuskulatur.
Phase 2: Neuorientierung des Unterkiefers (O) in seine physiologische Lage mit anschließender Stabilisierung (S) dieser Position.
Sie kann Kieferlage und Zahnstellung ändern.
▶ Leider werden die Kosten von der Krankenkasse nicht übernommen.
https://www.dros-konzept.com/die-dros-schiene
Weitere Informationen folgen…
4) Jig-Schiene
Die Jig-Schiene ist eine Reflexschiene, wo nur die unteren Frontzähne Kontakt haben. Wenn man nachts eine Jig-Schiene trägt, kann man beim Knirschen und Pressen keine hohen Kräfte mehr entfalten.
Sie wird maximal drei Wochen getragen (da es sonst zu Veränderungen im Biss kommt), um dem Unterkiefer zu helfen näher an die Myozentrik zu kommen
Die Einsatzdauer eher kurzzeitig, engmaschige Nachsorge ist wichtig.
▶ Leider werden die Kosten von der Krankenkasse nicht übernommen.
https://zahnarztpraxis-dr-wuehr.de
5) DIR-System – Kosten von 2000 € bis 6000 €
Die DIR® Schiene positioniert Unter- und Oberkiefer horizontal zueinander. Die Gelenkköpfe kommen wieder korrekt in Stellung. Jetzt muss die Muskulatur umgewöhnt werden.
Auch das schafft die DIR® Schiene, die optimal für die Seitenzähne des Unterkiefers angepasst wird und so die Kaumuskulatur entspannt.
Die Veränderung der Bewegungsmuster durch das Tragen der DIR® Schiene dauert ca. drei Monate (je 24 h/Tag). Sobald eine dauerhafte Beschwerde-Freiheit erzielt ist, kann eine weitere Therapie durch den Zahnarzt erfolgen.
Sie kann Kieferlage und Zahnstellung ändern.
▶ Leider werden die Kosten von der Krankenkasse nicht übernommen.
Weitere Informationen folgen...
Weiter Informationen zur Schienen-Therapie
Therapie mit Aufbiss-Schienen
http://www.dental.uni-greifswald.de/abteilung/kons/pdf/schienenskript.pdf
Welche Schienentypen sind heute relevant? Darstellung aus Sicht der Praxis und aus Sicht der Wissenschaft
https://www.researchgate.net/publication/281743423_Welche_Schienentypen_sind_heute_relevant_Darstellung_aus_Sicht_der_Praxis_und_aus_Sicht_der_Wissenschaft
Welche Schiene soll ich nutzen – Eine Physiotherapeutin erklärt: Michigan-Schiene, Jig-Schiene, DROS-System, DIR-System
https://www.youtube.com/watch?v=pD2fYllwlOA&t=4s
Wissenswertes über Schienen aus Sicht eines Zahntechnikers
http://www.relaktor.de/wissenswertes-ueber-schienen/
Erfolgsaussichten der Schienen-Therapie
CMD & die Schienen-Therapie ist wie Russisch Roulette oder eine Black-Box: Invest = 1.000 bis 3.000 €, Return = ???. Wichtig ist eine umfassende Aufklärung von dem Therapeuten, ob überhaupt sein Therapie-Konzept infrage kommt.
Bei den Positiv-Beispielen der Schienen-Therapie, die es gibt, liegt der Erfolg vermutlich darin, dass entweder der Biss nur kleinste Fehler aufweist (Angle-Klasse 1 = Neutralokklusion), die Person nicht knirscht (Bruxismus), die Funktions-Diagnostik konnte ohne Messfehler umgesetzt werden, oder der Arzt war Myofunktionell geschult und hat viel Erfahrung.
Schienen-Therapie und Evidence-Based Medicine – Okklusionsthese
Das Problem der „Okklusionsthese“ liegt auch darin begründet, dass bisher niemand nachweisen konnte, wie eine „perfekte“ Okklusion gestaltet werden sollte.
In kontrollierten klinischen Studien konnte jedenfalls nicht gezeigt werden, dass die Beseitigung okklusaler Interferenzen und oder „Equilibrierungsmaßnahmen“ die Aktivität von „Bruxern“ nachhaltig kurativ beeinflussen kann.
Kritik an den Schienen-Konzepten
1) Schienen-Therapie & Kieferfehlstellungen
Eine Schiene kommt auch an ihre Grenzen, wenn eine Kieferfehlstellung vorliegt. Kieferfehlstellungen zählen zu den Dysgnathien und sind dadurch gekennzeichnet, dass Oberkiefer und Unterkiefer nicht stimmig bzw. optimal zueinander stehen.
Das bedeutet, dass eine alleinige Schienen-Therapie in den meisten Fällen nicht ausreichend wäre. Erst nach einer OP kann eine Schiene angewendet werden.
2) Fehlerhaft eingestellte Artikulatoren
Der Artikulator ist ein Gerät zur Simulation der Unterkieferbewegungen und dient dem CMD-Zahnarzt und dem Zahntechniker im Rahmen der zahnärztlichen Funktionsanalyse zur Diagnose und Behandlung von Kaufunktions-Störungen.
Aber Schädelbezogene Bissnahmen und Artikulatoren gehen von Gelenk-Strukturen aus, die regelgerecht sind. Diese sind aber so nicht vorhanden.
▶ Wichtig: Einbeziehung des gesamten Bewegungsapparates
Es wird meistens nicht untersucht, ob eine Mitbeteiligung des Bewegungsapparats vorliegt, denn wenn der nicht interdisziplinär mit behandelt wird, erhalten wir trotz Schiene keine stabile zentrische Kondylenposition, sie ändert sich ständig.
Das passiert auch, wenn vor einem Eingriff mit Schiene ein funktioneller Beckenschiefstand vorhanden ist, dann ändert sich ständig die Okklusion und die Probleme des Patienten beginnen.
Warum eine Schiene nicht das Wundermittel bei CMD und Kieferschmerzen ist? Kieferwissen Stefanie Kapp Physiotherapeutin.
https://www.youtube.com/watch?v=5oas_9u7T1w
Fazit: Schienentherapie
Wenn ihr Euch für ein Schienen-Konzept entscheidet, dann fragt bitte genau nach, wie die Erfolgsaussichten sind, wo die Grenzen der Behandlung liegen und speziell, welche Kontra-Indikationen in eurem Fall gegeben sind.
Insbesondere bei Kieferfehlstellungen, starkem Bruxismus/Reiben, oder Psychischen Erkrankungen, kommen die meisten CMD-Therapien an ihre Grenzen.
Kiefer-orthopädische Methoden –
Die große Frage
Voraussetzungen und Grenzen
Dauerhafte kieferorthopädische Maßnahmen sollten nur in besonderen Ausnahmefällen und nach erfolgreicher Funktionstherapie durchgeführt werden.
Mann muss wissen: Kieferorthopädische Maßnahmen sind bei CMD – und Myofunktionellen (muskulären) Störungen – ein Risiko! Erst mal angefangen, kann es schnell zu Problemen kommen, die nicht immer rückgängig gemacht werden können.
Kieferorthopädie setzt bei CMD mehr oder weniger eine Neutral-Okklusion (siehe unten) voraus. Liegen Kieferfehlstellungen vor, müssen diese erst operiert werden.
Voraussetzungen wie eine gesunde Gesichtsmuskulatur und eine gute Körperstatik sollten vor Behandlungsbeginn zwingend vorliegen.
Bestehen muskuläre Verspannungen, werden diese das Behandlungsergebnis leider beeinflussen. Solche Tatsachen werden von Kieferorthopäden nicht beachtet.
Die generelle, spezielle Problematik der Kieferorthopädischen CMD-Therapie liegt darin, den „exakten“ Punkt zur Befestigung der Brackets zu finden.
Mundgesundheit nach kieferorthopädischer Behandlung mit festsitzenden Apparaten unzureichend abgesichert:
http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta205_bericht_de.pdf
Weitere Informationen folgen...
Chirurgische Eingriffe – Nur für Mutige
Unter einer Dysgnathie versteht man einen Fehlbiss, bei dem eine Kieferfehlstellung (z.B. ein vorstehender oder zurückliegender Unterkiefer oder Oberkiefer) und eine Zahnfehlstellung ohne regelrechte Verzahnung vorliegt.
- Angle-Klasse I – Neutralbiss: Damit wird ein normales Gebiss beschrieben (Neutral-Okklusion).
- Angle-Klasse II – Distalbiss: Damit wird ein Überbiss beschrieben. Der Unterkiefer liegt im Verhältnis zum Oberkiefer zu weit hinten.
- Angle-Klasse II – Offener Biss: Hier liegt ein nicht verschließbarer Spalt zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen vor.
- Angle-Klasse III – Progenie: Die Angle-Klasse III beschreibt einen Vorbiss. Der Oberkiefer steht zu weit zurück bzw. der Unterkiefer zu weit vor.
- Angle-Klasse III – Kreuzbiss: Die Zähne in Ober- und Unterkiefer beißen auf beiden Seiten falsch zusammen.
Die chirurgische Therapie ist dann sinnvoll, wenn die konservative Therapie (Schienen-Therapie/Kieferorthopädie/Physio-therapie) nicht greift.
Auch mir wurde zu einer Kieferoperation geraten. Ich selbst habe die Angle Klasse III – also eine Progenie. Ich habe mich aber gegen eine Operation entschieden, weil mir das zu gefährlich vorkam und ich ein ungutes Bauchgefühl hatte.
Eine Freundin erzählte mir von den Fällen, die operiert worden sind. Diese Informationen hatte sie von ihrer Physiotherapeutin, die sich auf CMD-Chirurgie-Fälle spezialisiert hatte.
Anfangs waren sie beschwerdefrei, später kamen andere Beschwerden hinzu, weil das muskuläre Zusammenspiel sich zum Negativen neu organisiert hat – muss aber nicht sein. Immer mit dabei sollte sein: MFT.
▶ Kritik ebenfalls: Vernachlässigung von myofunktionellen Strukturen.
Weitere Informationen folgen…
Bruxismus
Primärer Bruxismus gilt derzeit nicht als ursächlich heilbar.
Formen:
1) Primärer Bruxismus = ohne erkennbare Ursache, idiopathisch;
2) Sekundärer Bruxismus = als Folge
- von Schlafstörungen, wie Insomnie oder schlafbezogene Atmungsstörungen;
- von Medikamenten: z. B. Antidepressiva, Antikonvulsiva, Antipsychotika, Antihistaminika,
dopaminerge Medikamente, kardio-aktive Medikamente; - von Drogenkonsum: z.B. Rauchen, Alkohol, Amphetamine, Kokain, Ecstasy
- einer Erkrankung, wie Koma, Schädel-Hirn-Trauma.
Ursache und Behandlung
Es gibt derzeit keine Belege dafür, dass die Okklusion und Bruxismus in
einem ursächlichem Zusammenhang stehen. In den Vordergrund rücken mehr und mehr zentrale Faktoren, wie emotionaler Stress, Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen (z. B. Insomnie).
Es zeigt sich, dass Schienen, unabhängig vom Typ, das Potenzial haben, die Bruxismusaktivität zu reduzieren sowie Beschwerden im Sinne einer CMD zu verringern.
Aufgrund der geringsten Nebeneffekte sollten über einen längeren Zeitraum
harte Schienen verwendet werden, die alle Zähne bedecken.
Positive Effekte bei der Behandlung von Bruxismus konnten mit Biofeedback und Progressiver Muskelentspannung erzielt werden.
Okklusale Maßnahmen
Zur kausalen Behandlung von Bruxismus sollen definitive okklusale
Maßnahmen nicht eingesetzt werden.
Maßnahmen können aus funktionell-ästhetischen oder prothetischen Gründen erwogen werden, um die Folgen des Bruxismus auszugleichen. Definitive okklusale Maßnahmen unterliegen jedoch einem höheren biologischen und technischen Risiko, worüber Patienten
aufgeklärt werden sollten.
Vor Veränderung der Kieferrelation bei Bruxismuspatienten mit definitiven
prothetischen Therapiemaßnahmen, kieferorthopädischen und/oder kieferchirurgischen Veränderungen, sollten Vorbehandlungen basierend auf funktionsanalytischen Maßnahmen erwogen werden.
Medikamente
Das Antikonvulsivum Gabapentin erwies sich in einer dreimonatigen Anwendung mit einer Zieldosis von 300 mg in der PSG einer Stabilisierungsschiene ebenbürtig, wobei Gabapentin zusätzlich die Schlafqualität verbesserte.
S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung des Bruxismus
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-027
Prothetik
Sobald falsche prothetische Versorgungen gemacht worden sind, wird es schwierig. Zunächst sollte immer mit Myofunktioneller Therapie angefangen werden.
Am besten eine MFT, die die Haltung mit korrigiert.
Als erstes sollte die falsche Prothetik entfernt werden und mit MFT begonnen werden. Die MFT reguliert die Verspannungen, die durch den falschen Zahnersatz verursacht wurden.
Dazu müssen ganzheitliche Übungen gemacht werden, die Becken, Fuß-, Handgelenke, Schulter und das Kiefergelenk etc. neu ausgerichteten. Und genau das hat auch Auswirkungen auf die Myozentrik und die Okklusion.
Der Kiefer befindet sich wieder mittig und durch die Verbesserung der Haltung wandert er auch wieder weiter nach hinten oder nach vorne.
Begleitend muss ein vertrauenswürdiger Zahnarzt die falsche Prothetik korrigieren.
Bei Prothetik-Fehlern ist tägliche Mitarbeit gefragt, damit der CMD-Betroffene selbst ein Gefühl dafür bekommt, wie die Kieferposition „vor dem Behandlungstermin“ physiologisch optimal ausgerichtet werden kann.
Weiterführende Informationen zu CMD und Prothetik liefert
Frau Dr. Dr. Ingrid Grunert aus Innsbruck.
https://www.zmk-innsbruck.at/Prothetik.10.0.html
Weitere Informationen folgen...
Negativ-Beispiele aus meinem Umfeld
1) CMD Zentrum Kiel – Dr. von Peschke – Überkronen der Zähne
Meine Freundin hatte Zahnreihen, die einen Kurven-ähnlichen Verlauf hatten, dazu hatte sie einen offenen Biss und konnte deswegen nicht richtig essen (20 Kilo Gewichtsverlust).
Sie hat sich bei Herrn Dr. von Peschke, der sich als ziemlich bekannter CMD-Experte vorstellt, einen Termin gemacht.
Er hat ihr den Vorschlag gemacht, unter nicht Beachten der Myofunktionellen Strukturen, für etwa 20.000 €, ihre kompletten Zähne zu überkronen.
Bessere Alternative: Relaktor-Therapie + Kieferorthopädie
Sie überlegte kurz und entschied sich, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Darauf hin entschied sie sich, zunächst für eine 1,5 Jahrelange MF-Therapie (nach S. Codoni) plus eine Therapie mit einem Weichteil-Funktionsregler (siehe Relaktor weiter unten) bei anderen Therapeuten.
Kosten – Relaktor-Therapie: 1.000 €.
▶ Leider ist der Erfinder des Relaktors 2023 in Rente gegangen.
Das Ergebnis war, dass sich die Zahnreihen gut angenähert haben. Für den Rest entschied sie sich mit einem alternativ-arbeitendem Kieferorthopäden zusammen zu arbeiten, damit der offene Biss geschlossen werden konnte.
Kosten – Kieferorthopädie: 5.000 €. Das ist ein Argument.
▶ Jetzt hätte sie besser aufhören sollen!
2) Kiefer-Chirurgie
Der Kieferorthopäde eröffnete ihr dann, dass die Kieferorthopädie nicht ausreichend sein würde. Er schlug ihr eine Kiefer-OP vor, da es ihr nicht gelang, einen vollständigen Lippenschluss zu erzielen. Die Oberlippe ging nicht weit genug nach unten.
▶ Der Lippenschluss und richtige Zungenruhelage sind extrem wichtig!
Gesagt getan. Sie entschied sich für die OP und war positiv gestimmt. Das Ergebnis der OP war aber nicht zufriedenstellend. Dieses mal gab es Probleme mit der Unterlippe. Sie war nämlich nicht lang genug, um mit der Oberlippe aufzuschließen.
Mehr dazu unter Madsen
https://www.madsen.de/behandlung/craniomandibulaere-dysfunktion/
B) OROFAZIALES SYSTEM/ MUSKULATUR
Funktions-Kieferorthopädie & Geräte
1) Aktivator nach Dr. Klammt – Ein Konstruktionsbiss mit geführter Unterkieferposition – Kosten ab 1000 €
Die Kieferorthopädie, die Myofunktionales Handeln (MFT) nicht einbezieht, verwendet auch Geräte wie den Aktivator oder Bionator (Monoblock) an.
Das bedeutet, der Unterkiefer wird über einen Konstruktionsbiss, der auf die Geräte übertragen wird, mechanisch in die gewünschte Position gezwungen und soll Wachstum anregen (Angle-Klasse II) oder bremsen (Angle-Klasse III).
So angewendet, kann man nicht wirklich von Funktionskieferorthopädie sprechen.
Der Aktivator schiebt außerdem die Zunge zu weit nach hinten, weil nur da Platz für sie ist.
Der Aktivator funktioniert nur, wenn es gelingt, muskuläre Muster zu korrigieren, die für die Dysgnathie (Fehlentwicklungen der Zähne, der Kiefer und/oder des Kausystems) verantwortlich sind.
Er wird ausschließlich bei Kindern verwendet, da in diesem Alter noch Wachstum möglich ist. Im Erwachsenenalter eher schwierig.
2) Bionator nach Balters – Ein Konstruktionsbiss mit geführter Unterkieferposition – Kosten 1000 € – 1500 €
Der Bionator funktioniert ähnlich wie der Aktivator. Der Unterschied: Der Kunststoffanteil der Zahnspange ist schmaler als bei einem Aktivator und der Bereich der oberen Schneidezähne bleibt frei. Außerdem ist ein Gaumenbügel integriert, mit dem die Zungenlage korrigiert wird.
Das Verständnis von Wachstumszusammenhängen ist wichtiger als das Gerät. Der Monoblock wird im Konstruktionsbiss verwendet und dabei wird der Unterkiefer in Kopfbissstellung gebracht.
Mehr als 2,5 mm Vorverlagerung verkraftet die Muskulatur nicht, alles was darüber hinausgeht, ist unphysiologisch und macht das Gerät wirkungslos.
Wer sich den Bionator, verglichen zum Aktivator, anschaut, sieht, dass er schon ein Element hat, den Zungentonus anzusprechen. Allerdings wird der Biss von Außen und von Innen noch geführt (Zwangsbiss – das sieht auch jeder Laie), was den Unterkiefer noch sehr einschränkt, in seiner Beweglichkeit.
3) Relaktor (2010) – Ein neuer Ansatz – Freie Unterkieferbeweglichkeit – Kosten 1000 €
Ein querdenkender Zahntechniker, hat aus seiner eigenen CMD-Geschichte, einen Funktionsregler entwickelt, der über die Muskulatur ein neues und gesundes Bewegungsmuster im Gehirn verankert – ohne primär in die Okklusion einzugreifen.
Auch wenn er etwas eigentüftlerisch wirkt und kein richtiges Händchen für Marketing hat (so wie die meisten Erfinder), ist er außerordentlich hilfsbereit und erklärt alles ganz genau.
Unterschied zu konventionellen Therapien
Eine befreundete Ärztin erklärte mir, dass die CMD-Therapeuten, die sich nicht tiefgreifend mit der Materie auskennen und zu starr im Denken sind, leider nur was von skelettalen (Knöchernen Strukturen u.a. die Zähne) Problemstellungen verstehen.
Das bedeutet, dass sie massiv in die Okklusion mit Kronen, Schienen oder Kieferorthopädie eingreifen.
▶ Leider ist der Erfinder des Relaktors 2023 in Rente gegangen. Es wird noch ein Nachfolger gesucht.
http://www.relaktor.de/das-relaktor-prinzip/
Minimalinvasive Hilfsmittel
1) RelaxBogen – Kosten: 200 €
Setzt nur an zwei Muskelpaaren an
Der primäre Fokus des RelaxBogens liegt auf der Entspannung der beiden großen Kiefermuskeln und ihrer Faszien, da diese den größten Anteil der für das Knirschen und Pressen verantwortlichen Kräfte übernehmen.
Er ist ein Linderungsgerät, das aber kausal nicht zu einer Heilung beiträgt. Das bedeutet, dass ein ganzes Bündel an Muskeln notwendig ist, um gestörte Muster zu regulieren, Zunge, Mimik, Lippen etc.
Studie zur Wirksamkeit des RelaxBogens
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00337-016-0169-9.pdf
https://www.relaxbogen.de
Weitere Informationen folgen…
2) Dr. Berndsen FaceFormer – Kosten: 30 €
Die Atmung und das Schlucken als essentielle Funktions-Systeme.
Er fördert die Entwicklung physiologischer Zungenhaltung, Zungenbewegung, Schluckbewegung und Atmung.
Hier ein ausführlicher Erfahrungsbericht von Christian Koch:
https://schluss-mit-zaehneknirschen.de/faceformer-gegen-zaehneknirschen-meine-ersten-erfahrungen/
http://www.faceformer.de
Weitere Informationen folgen…
3) RehaBite – Kosten: 90 €
Rehabilitation der schmerzhaften Kaumuskulatur
Der Rehabite ist das erste Trainingsgerät, das ein kraftkontrolliertes intraorales koordinatives Training unter reproduzierbaren Trainingsbedingungen mit Hilfe eines hydrostatischen Systems – vergleichbar mit dem Balancieren auf eine Wippe – ermöglicht.
▶ Leider wird nichts zur Zungen- oder Lippenfunktion gesagt.
Beitrag: RehaBite, RehaSplint, Spoony, Interview mit Julia Bausch
http://www.rehabite.de
4) bruXane: 2go & personal –
Kosten: 40 € – 50 € / 700 € – 1000 €
Eine Zahnschiene mit Biofeedback bei „Die Höhle der Löwen“.
Eine andere Herangehensweise ermöglicht das sogenannte Biofeedback-Verfahren. Dabei werden Sensoren an der Schläfe oder – wie bei bruXane – in der Zahnschiene angebracht, die registrieren, wie sich die Kiefermuskulatur verhält.
Fängt der Betroffene an, Ober- und Unterkiefer aufeinanderzupressen, wird ein Impuls ausgesendet. Dieser ist so schwach, dass der Betroffene in der Regel nicht davon aufwacht, der Kiefermuskel sich aufgrund des Impulses jedoch entspannt. Durch kontinuierliches Tragen wird man auf diese Weise im Schlaf „konditioniert“, nicht mehr zu knirschen.
Hier ein Erfahrungsbericht von Christian Koch
https://schluss-mit-zaehneknirschen.de/bruxane-zahnschiene-mit-biofeedback-gegen-bruxismus/
Therapie des Bruxismus mit Biofeedback
https://www.quintessence-publishing.com/deu/de/article-download/856360/journal-of-craniomandibular-function/2017/03/therapie-des-bruxismus-mit-biofeedbackapparatur
▶ Aber: Die empfohlene Tragedauer beträgt maximal 8 Wochen.
Weitere Informationen folgen…
5) FreeBite – Kosten: 18 € – 30 €
FreeBite System zur Diagnose und Therapie der CMD.
Rainer Schöttl, D.D.S.(USA) lernte während seines Studiums in den USA eine neue Sichtweise der CMD kennen, bei der Muskeln die Hauptrolle spielten, und nicht, wie gewohnt, die Kiefergelenke.
Bald wurde ihm auch klar, dass solche Bisskissen, wie der Aqualizer ein wertvolles Hilfsmittel für die Diagnose der CMD darstellten. FreeBite Therapiekissen sind für die CMD-Therapie in zwei Phasen ausgelegt:
- Bewegungstherapie zur Muskeldurchblutung
- Stabilisierung
Das FreeBite Konzept hat drei Modelle:
- FreeBite Therapiekissen (erhältlich in 4 Höhen): Effiziente Lösung von Muskelverspannungen und Kiefergelenkskompressionen.
- FreeBite comfort: Die flache, komfortable Form auch für längere Tragezeiten.
- FreeBite solid: Okklusalkontakte verfeinern und testen.
Bisskissen stellen daher keine Endlösung dar. Stimmt etwas mit dem Biss nicht und verursacht einem Probleme, so sollte man diese bei der Wurzel packen. Langfristiges Tragen von Bisskissen kann nämlich auch die Verschiebung von Zähnen verursachen.
Weitere Informationen folgen…
6) BUTLER® GrindCare – Kosten 370 €
Biofeedbackgerät mit Vibration bei Bruxismus
Der GrindCare überwacht die Schlafbruxismus Aktivitäten. Er reduziert das Zähneknirschen und Pressen durch die Aktivierung eines natürlichen Reflexes, der die Kiefermuskeln entspannt.
Der GrindCare wurde 2020 vom Markt genommen. Weitere Studien mit einer größeren Kohorte und einer Kontrollgruppe sind notwendig, um die Ergebnisse zu sichern. Eine längere Therapiedauer und ein ausgedehntes
Follow-up könnten sinnvoll sein.
https://www.sunstar.com/brands/professional-oral-care/
7) Cerezen – Kosten £ 500 £ 1000
Bruxismus, Schmerzlinderung durch individuell angepasste Ohrimplantate.
Die Funktionsweise von Cerezen baut darauf auf, dass der Bruxer dazu gebracht wird, eine entspanntere Kieferposition einzunehmen – sprich, den Mund wieder zu öffnen. Cerezen sorgt dafür, die Spannungssequenz zu unterbrechen.
Anwendung von Ohreinsätzen zur Behandlung bei CMD und Bruxismus
https://www.researchgate.net/publication/339128239_The_use_of_ear_inserts_for_the_treatment_of_temporomandibular_dysfunctions_and_bruxism
Cerezen Informationen
https://www.cosmeticdentists-belfast.co.uk/treatments/other-treatments/cerezen
▶ Leider finde ich keine weiteren Informationen zur Cerezen-Therapie.
▶ War aber ein sehr guter Ansatz bei der CMD-Therapie.
Forschung: Bruxane, Cerezen, Grindcare, Rehabite und Relaxbogen
Die meisten diskutierten Geräte – Bruxane, Cerezen, Grindcare, Rehabite und Relaxbogen – sind ähnlich wirksam wie der Goldstandard Michigan-Schiene.
Sie haben anwendungsbezogene Besonderheiten, die sie jeweils für bestimmte Patientengruppen besser geeignet erscheinen lassen. Und sie sind zum Teil nur für entweder Tag- oder Nachtanwendung zu empfehlen.
Sie werden als sinnvolle Ergänzung zu den gängigen Therapie-Methoden gesehen. Eine dauerhafte Wirkung ist aber jedoch ebenso wenig belegt, wie bei Anwendung geeigneter Schienen.
Myofunktionelle Therapie – MFT
1) Susanne Codoni – Die Bedeutung der Myofunktionellen Therapie
Bedeutung MFT: Orale Fehlfunktionen beeinflussen nicht nur die Zahnstellung. Sie haben auch Auswirkungen auf Atmung, Schlucken, Sprechen und die Körperhaltung.
2) Fr. Dr. Dr. Ingrid Grunert: 1981 – 83:
Ungefähr vor 30 Jahren hat Frau. Dr. Dr. Ingrid Grunert (Mitarbeiterin Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Innsbruck) erste Studien zu folgenden Themen durchgeführt.
Schon damals kannte sie sich mehr mit Zunge, Schlucken, Gesichtsmimik, Nasenatmung und Rezidiv-Entstehung aus, als oben stehende Konzepte.
Schwerpunkte ihrer klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit
- Geroprothetik
- neue Konzepte zur Rehabilitation zahnloser Patienten
- prothetische Rehabilitation mittels festsitzender Prothetik
- kombiniert festsitzend-abnehmbarer Zahnersatz
- implantatgetragene Prothetik
- Rehabilitation von Patienten mit Funktionsstörungen im Bereich des
- Stomatognathen Systems (Kiefergelenksbehandlung)
Die Myofunktionelle Therapie eignet sich als Maßnahme zur Korrektur von muskulären Fehlfunktionen, welche Einfluss auf das Sprach-Lautbild haben oder als kieferorthopädische Begleittherapie.
Myofunktionelle Therapie – Anwendungsgebiete
- für Kinder und Erwachsene
- bei Problemen im Alter (Prothetik)
- bei Kiefer-/Gesichtschirurgie-Patienten (prä- und postoperativ)
▶ MFT – „The name of the game is occlusion“
„Eine dauerhafte Korrektur von Zahnfehlstellungen ist meist nur möglich, wenn zusätzlich zur mechanischen Therapie auch die Kiefermuskulatur gezielt trainiert wird.
(Prof. Dr. Sergl, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie in Mainz)
CMD-Therapie: Schulmedizin vs. Alternative Ansätze
Querdenkende Freundin als Vertrauensperson
Kennengelernt habe ich Sabine in der Klinik. Sie war meine Tischnachbarin. Sofort war uns klar, dass wir aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Unser Humor war bombastischer Natur und mit viel Eigen-Ironie gesalzen.
Eigentlich dürften wir niemals mehr als 2 Stunden lang miteinander verbringen, weil sonst unsere Lungen durch eine Überreaktion vom Lachen, kollabieren würden.
Evidence-Based Medicine meets Alternative Medizin
Was mich dann wirklich positiv überrascht hat an ihr, war, dass sie trotz Evidence-Based Medicine und schulmedizinischem Hintergrund, sich auf die alternativen Behandlungsmethoden einlassen konnte.
Als ich sie einmal Haltungs-technisch neu aus-justierte und alle Gelenke ausbalancierte, waren sofort große Offenheit und Neugier in ihrem Blick zu erkennen. Sie konnte sich – trotz großer Selbstüberzeugung – auf dieses Experiment einlassen.
Hier mein Interview mit ihr:
Thema: Skelettale oder Muskuläre Ansätze bei der CMD-Therapie:
1) Ich konfrontiere dich gleich mit dem Grundsatz „Form Follows Function (Weichteil formt Hartteil)“. Bitte sag was dazu:
▶ Natürlich ging ich davon aus, dass sie die Gegen-Theorie vertritt.
Antwort: Sabine: Natürlich gibt’s das. Eins meiner Fachgebiete ist ja die Anatomie. Wenn man nun das Skelett und die Muskulatur von Mann und Frau vergleicht, wird sichtbar, dass bei den Männern am Ansatz/Ursprung der Muskeln mehr Aufrauhungen an den Ansätzen vorhanden sind, als bei den Frauen.
Das lässt sich dadurch erklären, dass der Mann über mehr Muskelmasse verfügt, als die Frau und so mehr Kraft am Ansatz/Ursprung der Muskulatur ausgeübt wird. Das Skelett (Hartteil) passt sich mit diesen Aufrauhungen der Funktion der Muskulatur (Weichteil) an.
2) Wie verbreitet ist der Grundsatz in der Schulmedizin „Function Follows Form? (Hartteil formt Weichteil)“?
Antwort: Sabine: Es hängt immer davon ab, zu welchem Arzt man geht. Natürlich wollen alle Ärzte, Kieferorthopäden und Chirurgen zu 90 % operieren. Wenige Zahnärzte oder KO’s suchen einen Alternativen Ansatz und Chirurgen eigentlich gar nicht.
3) Kann man den Grundsatz (Function Follows Form) vergleichen mit der uralten Denke, die Erde sei noch eine Scheibe?
Antwort: Sabine: Nein, Erfahrungen prägen, wenn die Schulmedizinischen Therapie-Maßnahmen kurz bis mittelfristig gut laufen, dann ist ja jeder zufrieden.
Die Ärzte informieren sich ständig über die neuesten Entwicklungen in ihrem Fachgebiet, z.B. Bei der Ellbogen-Luxation gibt es ganz viele Ansätze. Die einen sind für Ruhig-Stellung, die nächsten verfolgen eine Operation.
Auch hier, in der Evidence-Based Medicine, scheiden sich die Geister. Es hängt immer mit dem Behandlungserfolg zusammen. Querdenker fehlen hier leider, insbesondere in jedem Berufszweig.
4) Wieso mangelt es eigentlich den Schul-Medizinern an Wissen über die Muskulatur?
Antwort: Sabine: Ärzte sind keine Physiotherapeuten oder Osteopathen, sie haben nur ein paar Semester-Stunden in Physiologie besucht. Das reicht aber nicht aus, um tiefer in die Materie einsteigen zu können.
Sportmediziner haben zu dem profunderes Wissen über die Muskulatur, als ihre konventionellen Kollegen.
Hauptsächlich geht es aber hier wieder um das liebe Geld. Bei Kassenärzten zahlen die Krankenkassen innovative Diagnose-Techniken und alternative Behandlungsansätze – was über die Muskulatur anvisiert wird – einfach nicht.
5) Wann sind Operationen sinnvoll?
Antwort: Sabine: Zahnärzte, Kieferorthopäden und Chirurgen machen das, was sie studiert haben. Zu 90 % werden Prothetik, Zahnspangen und Operationen empfohlen, weil sie trotzdem mehr Geld bringen, als Alternative Methoden.
Insbesondere bei schlimmen Fehlstellungen der Hüfte/Knie/Füße etc. sind Operationen wahrscheinlich eine sinnvolle Methode gegen die Schmerzen. Es ist wichtig, dass das Schmerz-Gedächtnis gelöscht wird, sonst wird der Schmerz chronisch.
(Bin ich anders informiert. Mit Körperarbeit, wenn man früh genug damit anfängt, so wie bei mir, braucht man keine OP.)
6) Was ist mit Fortbildungen in ihrem Fachbereich?
Antwort: Sabine: Generell sind Ärzte sehr von sich überzeugt. Auch wenn es bei den Alternativen Methoden sehr gute, kausal wirkende Ansätze gibt, bleiben sie ihren Grundsätzen treu.
Sie bilden sich auch weiter, kaufen die neuste Literatur und evaluieren immer neue Studien. Ohne Evidence-Based Medicine und Studien läuft hier leider gar nichts. Die Patienten wollen Ergebnisse in Form von sauber durchgeführten Studien sehen.
Mit einer Studie unter 50 Personen braucht man gar nicht erst anfangen. Sie sind definitiv ein eigenes Völkchen. Hier geht es nicht um Empathie-Fähigkeit.
7) Was meinst du, sind die Auslöser von Fehlhaltungen? Was hast du gelernt?
Antwort: Sabine: Die Störungen von den Füßen, von einer Brille bzw. vom Visuellen Apparat oder dem Kau-Apparat sind recht gut bekannt. Nur die vollständige Interdisziplinierte und kausale Arbeit ist nicht immer gewährleistet.
Viele Mediziner bekommen für eine Behandlung einen Betrag X zugewiesen. Es geht nicht um Nächstenliebe oder Ursachen-Forschung im Sinne des Patienten, sondern, es geht nur um’s Geld.
8) Wieso können sich ganzheitlich denkende Ansätze so schwer flächendeckend in Deutschland etablieren?
Antwort: Sabine: Das Thema nennt sich Evidence-Based Medicine. Es geht immer um das Wissenschaftliche Arbeiten. Nur Studien, die repräsentativ sind (z.B. 30 Leute sind zu wenig), werden von der Ethik-Kommission genehmigt.
Wesentliche Punkte, die zugelassene Studien erfüllen müssen sind:
- Es bedarf eines Studien Entwurfs.
- Die Ergebnisse müssen fundiert bei der Ethik-Kommission vorgelegt werden.
- Die Studien müssen am Menschen durchgeführt werden.
- Sie müssen in einem Krankenhaus durchgeführt werden.
- Am besten ist es, die Studien in einer Universitätsklinik durchzuführen. Dort ist es einfacher.
- Die Versuchsteilnehmer müssen umfassend über rechtliche Aspekte aufgeklärt werden. Die Patienten unterschreiben auch, dass sie über alle wesentlichen Punkte informiert worden sind. Das ist aber sehr viel Papierkram.
- Es dauert oft Monate bis Jahre, bis die Studien vollständig abgeschlossen sind.
- Wenn der Studien-Entwurf und die ganze Studie nicht objektiv vorgeführt sind, dann gibt es auch keine Zulassung.
- Die Studien-Durchführer müssen damit rechnen, dass es zu einem sich widersprechendem Ergebnis kommt. Dieser Grundsatz muss speziell im Abstract bei der Einführung, aufgegriffen werden.
- z.B. Die Hypothese, dass die Schienen-Therapie (oder die funktionskieferorthopädischen Geräte) eine Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion kausal lindern oder sogar können, ist nicht wirklich gegeben. Fazit: Schienen (oder funktionskieferorthopädische Geräte) sind kein Allheilmittel.
Beispiel EBM : Eine Studie mit Kindern
Kinder zwischen 4-7 Jahren werden inbezug auf ihre Cortisol-Ausschüttung im Blut vor und nach eines Kino-Besuches („Die Biene Maya“) untersucht. Das Ergebnis:
- vor dem Film war der Cortisol-Spiegel im Norm-Bereich
- nach dem Film war der Cortisol-Spiegel kurzzeitig um das 150 fache erhöht
- bei einem 3D-Kino war der Cortisol-Spiegel kurzfristig sogar um das 400 fache erhöht
- die Kinder waren auf jeden Fall nach dem Film sehr aufgedreht
Hier dreht es sich um objektive, reproduzierbare und messbare Ergebnisse, die in Studien verlangt werden.
Wichtig:
- Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast.
- Kombiniere die Schul-Medizin mit der Alternativ-Medizin.
- Minimal-Invasiv vor Irreversiblen Eingriff.
- Fragt kritisch nach, auch wenn ihr noch nicht durchblickt. Hakt nach, bis ihr es wirklich verstanden habt.
- Je mehr das Produkt umworben wird, keine klaren Indikationen (Pro/Kontra) oder Ausschlusskriterien im Gespräch thematisiert werden, oder auf der Webseite aufgelistet sind, hohe Risiken und unklare, geringe Erfolgsaussichten bestehen und wenn bei einer CMD-Behandlung mehr als 5000 € verlangt wird, wäre eine Zweit-Meinung ganz sinnvoll.
- Es gibt auch noch ein Bauchgefühl, lasst euch nicht beirren und hört auf euren Bauch. Wartet lieber auch mal eine Weile, bis ihr die Zusammenhänge eurer CMD wirklich besser verstanden habt. Nichts läuft euch weg.
C) ZENTRALE THESE/PSYCHE
Psyche und CMD-Therapie
Ich habe vor ein paar Jahren ein Gespräch mit einem CMD-Spezialisten, Kieferorthopäde Dr. Madsen, aus Ludwigshafen gehabt. Er erwähnte dass:
Bei Zahn- und Kieferfehlstellungen, fast nie eindeutig eine Ursache auszumachen ist.
Hier empfiehlt sich normalerweise WEDER eine kieferorthopädische Behandlung mit einer Zahnspange noch Eingriffe wie die Neuanfertigung von Zahnersatz oder gar irgendwelche Operationen.
Gerade bei schweren, chronischen Schmerzfällen und psychisch Kranken sollten solche invasiven Eingriffe in aller Regel unterlassen werden, weil sie meistens mehr Schaden als Nutzen verursachen.
Keiner der Spezialisten in Neckarsulm, in Stuttgart (KO-Sonnenberg), in Tübingen (Uniklinik), in München (LMU-Klinik), in Ulm (Frau Dr. Weiss, Zahnärztin), in Nürnberg (Dr. Lindorf, Chirurg) und paar andere, haben mich DAMALS nach meinem Psychischen Befinden oder Myofunktionellen Dysfunktionen gefragt. Gefährlich, gefährlich.
Weg der Entscheidung
Ich weiß, es ist bei CMD fast unmöglich, das ganze Informationsangebot, die Therapien und Methoden zu durchschauen. Man ist hilflos und ertrinkt in dieser kontroversen Datenflut.
Fazit:
▶ Bevor man mit invasiven Therapien (Schienen, Kieferorthopädie, Kiefer-Chirurgie) anfängt, würde ich erst mal die Hintergründe der Beschwerden erkunden und erst mal mit entspannenden Medikamenten anfangen.
▶ Wie ich von manchen Behandlern gehört habe, sind CMD Patienten zu 80 % gut behandelbar. Generell bleiben Schienen-Therapien aber undurchsichtig, wenn sie nicht nach Evidence-Based Medicine geprüft worden sind.
▶ Kieferorthopädie und Chirurgie bleiben „risikoreich“, wenn der Behandler keine Ahnung vom Thema hat. Der Körper hat sich größte Mühe gegeben, alles perfekt zu formen. Diese Biodynamik kann eine Technik nicht verbessern, sondern nur verschlechtern. Es gibt aber auch Positiv-Beispiele, bei denen alles richtig gemacht wurde.
▶ Leider muss auch gesagt werden, dass bei einem gewissen Prozentsatz zunächst keine Therapie mehr hilft: Sozusagen „Austherapiert“.
Der Faktor Zeit spielt dabei eine große Rolle. Beginnende Beschwerden sind leichter zu therapieren als chronische CMD-Beschwerden mit vielen Fehlern. Je länger die Beschwerden bestehen, umso schwieriger wird die Therapie.
Insbesondere bei Kieferfehlstellungen, muskulären Dysfunktionen und einer Psychischen Erkrankung, stoßen die CMD-Behandler an ihre Grenzen.
Hier ist wiederum die Körperarbeit (darüber werdet ihr später noch mehr erfahren) ein Weg, Besserung zu erlangen.
▶ Und genau an diese Zielgruppe richtet sich mein Blog!
▶ MFT: Ich selbst musste feststellen, dass sich durch die täglichen Übungen die Okklusion verbesserte. Sie half mir, meinen Unterkiefer mehr in die Mitte zu bekommen.
Bitte nicht vergessen. Hinter Zungenlage, Lippen, Gesichtsmimik, Nasenatmung und Lippenschluss etc. liegt ein großes Potential. Fragt die Zahnärzte oder Kieferorthopäden, wie sie arbeiten.
ABER: Myofunktionelle Therapie ist nicht EBM (Evidenz-basierte Medizin) und ist deswegen in der Schulmedizin nicht akzeptiert.
Behaltet ein Auge drauf und hinterfragt: Viele Mediziner (sagt meine Freundin – Ärztin) sind wie Metzger. Sie lieben es, zu operieren, aufzuschneiden, sägen, brechen, überkronen oder die Okklusion mit Schienen langfristig zum Nachteil zu verändern.
▶ Fragt immer nach, ob euer Arzt Myofunktionell geschult ist und ob er weiß, was eine Zungenfehlfunktion ist.