2008 – Der Therapie-Dschungel
In den Jahren 2008 – 2013 habe ich alle Therapien ausprobiert, die ich gefunden habe: Liebscher-Bracht, Triggerpunkt-Therapie, Osteopathie, Bowen-Technik, Cranio-Sacral-Therapie, Hypnotherapie und die Botox-Therapie.
Meine Erkenntnis ist, genauer betrachtet, helfen die Therapien kurzfristig auf jeden Fall. Ursächlich arbeitet aber hier keiner.
Auf dem Kirchentag 2009 bin ich auf eine Gruppenstunde von Feldenkrais gestoßen, die ich neugierig mit machte. Damals hatte ich schon eine Sehnenentzündung im Fuß und konnte lange Strecken nicht mehr gut laufen. Aber ich hatte Joya-Schuhe, die sehr gut dämpften, und das half schon sehr.
Ungeahnte Möglichkeiten
Der Ablauf der Bewegungen fand auf der Matte liegend statt und war sehr minimal, überhaupt nicht anstrengend. Hmm, dachte ich, sehr komisch. Was mir aber sofort nach der Stunde aufgefallen war, ist, dass ich super entspannt war und viel mehr Energie hatte.
Und da wusste ich, bzw. meine Intuition sagte mir sofort: Dranbleiben!
Also. Zuhause wollte ich alles verstehen, was im muskulären System falsch läuft. Bei der Körperarbeit nach Mosche Feldenkrais bin ich fündig geworden.
Ablauf in Gruppen- oder Einzel-Stunden
In Gruppen (ATM: Awareness through Movement) – und Einzelstunden (FI: Funktional Integration) wird über einen längeren Zeitraum nicht nur ein alternatives und gesundes Bewegungsmuster im gesamten System verankert, sondern auch das Nervensystem baut neue Verknüpfungen im Gehirn auf.
Nicht nur in Teilbereichen (Kiefergelenk), sondern auch in jeder einzelnen Muskelfaser des Körpers findet dieser Prozess statt. Methoden wie Spiraldynamik, Dr. Helga Pohl oder Rolfing haben ähnliche Ansätze.
1) ATM Awareness through Movement –
Feldenkrais-Gruppenstunden
Bewusstheit durch Bewegung (ATM) wird innerhalb der Feldenkrais-Methode die Unterrichtsform genannt, die vom Lehrer mittels verbaler Anleitung geführt wird.
Die ruhigen Bewegungsfolgen, meist im Liegen, Sitzen oder Stehen, widmen sich grundlegenden Themen von Bewegungsorganisation.
Der Gruppenunterricht zeichnet sich durch folgende Parameter aus:
- Die langsame und bedachte Durchführung von Bewegungsabläufen.
- Die Hinwendung einer spürenden Aufmerksamkeit zum momentanen Tun und zum Handlungsziel.
- Der gute und sichere Körperkontakt zum Boden bzw. zur Übungsunterlage.
- Die bewusst spürbaren Gleichgewichtsreaktionen auf die Auseinandersetzung mit der Schwer- und Aufrichtekraft.
- Der notwendige Appell an das Nachspüren von kleinen und feinsten Veränderungen nach einem Bewegungsversuch, um ein Ergebnis bzw. eine Qualitätskontrolle zu erhalten.
Bei Bewusstheit geht es gar nicht so sehr um die Beweglichkeit des Körpers oder die Verbesserung der Haltung, sondern darum, dass der Mensch als Ganzes sein Potenzial für’s Lernen, Integrieren und optimales Funktionieren voll auslebt. Sich selbst zu erkennen und die Möglichkeit zu haben, sich selbst zu helfen.
2) Einzelstunden – FI: Funktional Integration
Funktionale Integration wird innerhalb der Feldenkrais-Methode die Vermittlungsform genannt, in der sich der Schüler dadurch erfährt, dass er vom Lehrer bewegt wird.
Dieser führt den Schüler mit seinen Händen durch verschiedene Bewegungsfolgen und -muster, die neurologische und entwicklungsbezogene Funktionen ansprechen.
Auch hier geht es darum, weniger bewegliche Bereiche in die Gesamtbewegung zu integrieren und schmerzende, überbelastete Bereiche dadurch zu entlasten.
Dies geschieht auf sehr sanfte und unterstützende Weise, wobei man ganz auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Das eigene Körperbild wird damit erlebbar und erweiterbar.
Alle Glieder müssen in der Kette stimmen und optimal ausgerichtet sein, nicht nur das kaputte Glied. Sonst kommt es zum Schmetterlingseffekt.
D.h. kleine Abweichungen (Zähne, Zunge) können langfristig ein ganzes System vollständig und unvorhersehbar verändern.
Aber man kann ihn auch umkehren und positiv für sich nutzen, so dass sich das Kau-System langsam beruhigt.
Fazit:
▶ Ich habe mich für diese Methode entschieden, weil meine Intuition mich dort hingelenkt hat.
▶ Alles ist vernetzt wie ein Zwiebelschalenmodell. Nichts lässt sich schnell, isoliert (an nur einem Gelenk) oder passiv (durch einen Behandler alleine) fixen. Nur mit Neugier, Eigenintuition und Körpererforschung lässt sich eine CMD verstehen und besänftigen.
▶ Natürlich hat nicht jeder sofort mit der Körperarbeit Erfolg. Ich hatte das auch nicht. Erst beim 2. Anlauf – ein Jahr später mithilfe der Funktionalen Integration – habe ich nach 10 hintereinander folgenden Sitzungen und täglicher Eigenarbeit erste Ergebnisse erzielen können.
▶ Wenn beispielsweise Schmerzen bei den Übungen auftreten, ist es besser, man fängt mit dem Gelenk (z.B. Hand, Fuß) an, das beschwerdefrei ist.
Durch diese indirekte Arbeit kann eine Finger- oder Zehengelenksübung den Kaumuskel im Gesicht zum Teil entspannen.
▶ Körperarbeit ist wie eine Sprache, die man aktiv und nur mit einem Lehrer lernt. Er legt den ersten Zugang zur Selbsthilfe im Muskel- und Nervensystem.
Anfangs ohne Lehrer ist alles nur frustrierend, weil sich fast nichts tut. Später irgendwann gibt es nach den Einzelsitzungen treppenförmige Lern-Effekte, die motivieren.
▶ Natürlich ist Körperarbeit nicht jedermanns Sache. MFT (Myofunktionelle Therapie) sollte aber mal probiert werden.
Weitere Interviews sind geplant.