Let’s twist it – Trainieren statt Operieren
Als ich mich damals (2013) in der LMU, München wegen meinem Bruxismus vorgestellt habe – die mir dort wieder eine Schiene empfohlen haben – hat mich meine Freundin in München mit der Spiraldynamik bekannt gemacht.
Engstirnig, wie ich zu der Zeit war, gab’s für mich nur eine Lösung – ihr wisst ja, was das war (Feldenkrais). Ich habe das Konzept schlecht gemacht, obwohl ich es gar nicht kannte.
Es kam irgendwann der Zeitpunkt, dass ich einen Lehrgang machen wollte Richtung Körperarbeit. Spiraldynamik war für mich dann doch eine der neutralsten Angebote.
Nach einer Probestunde war ich letztendlich vom Konzept überzeugt. D.h. man sollte nicht urteilen über Dinge, die man gar nicht kennt.
Spiraldynamik – Was ist das?
Es ist ein aus der Schweiz stammendes Lernkonzept, das auf der Spiraldynamik beruht, um falsche Bewegungsabläufe ganzheitlich und neuronal im Körper wieder neu zu verankern.
D.h. Das Körperschema wird langsam, direkt und indirekt neu einprogrammiert.
Nach genauerer Analyse ist festzustellen, dass die Knochen im Bewegungsapparat spiralförmig angeordnet sind und bestimmten Prinzipien untergeordnet sind.
Aus der Natur stammende Prinzipien
1) Aufrichteprinzip
Hier wird von der Bipolarität der zwei Pole Kopf und Becken gesprochen. D.h. der Kopf und das Becken drehen sich zueinander ein.
2) Gewölbeprinzip
Durch das Einrollen von zwei Polen entsteht ein Bogen, Vorfuß und Hand haben ähnliche Gewölbestrukturen.
3) Spiralprinzip
Hier wird mit einer Helix gearbeitet. Sie besteht aus:
- C-Bogen
- Torsion, gegensinnige Rotation
- S-Bogen
4) Wellenprinzip
Aufrichte-, Spiral- und Gewölbeprinzip verlaufen wellenförmig.
5) Impulszentren
Durch die Bipolarität werden Gelenke zentriert, die Bindegewebsspannung reguliert und der posturale Anteil der Bewegung organisiert.
Impulszentren sind
- Beckenbodenmuskulatur
- Mundringmuskel für den Kopf
- Außenrotatoren für das Hüftgelenk
- Fußmuskeln für den Vorfuß
- Handmuskeln für das Schließen und Greifen der Hand
Damit wird die Grundlage für den dynamischen Anteil der Bewegung gelegt.
Bei Spiraldynamik geht es nicht um Therapie, sondern vielmehr um einen Lernprozess zur Erhaltung der zentrierten Gelenkstrukturen, sowie eine Neuausrichtung der unkoordinierten Haltungs- und Bewegungsmuster.
Hypertone Strukturen müssen lernen, nachzugeben, unter tonisierte, hypotone, werden aktiviert.
6) Differenziertes Lernen
Durch vielfältige Trainingssequenzen, variantenreiche Bewegungsangebote, die das Nervensystem stets neu herausfordern und aktivieren, bringt es Erfolgserlebnisse.
▶ Das Gehirn will Spaß haben.
Aktivität und Selbsthilfe bringen Nachhaltigkeit
Konkret heißt das:
- Integration der Übungen in den Alltag.
- Eigenverantwortliche Partizipation des Patienten.
Super Satz
Ob an der Spirale orientierte Therapie-Methoden tatsächlich wirksamer sind als konventionelle Verfahren, wurde bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen, aber auch den Gegenbeweis gibt es nicht.
Formen der Körperarbeit –
Die 4 Schritte des Körperbewusstseins
1) Unbewusst/Unbewusst – Ich weiß nicht, dass ich noch nicht weiß
Wir ahnen noch nicht, was für ein Entwicklungspotential in uns steckt. Viele Menschen haben sich seit etlichen Jahren keine Gedanken mehr über ihren Körper gemacht. Bewegung geschieht unbewusst.
2) Bewusst/Unbewusst – Ich weiß, dass ich nicht weiß
Viele Menschen sind sich ihrer Schmerzen und Therapiemöglichkeiten bewusst, ohne ernsthaft was dagegen zu unternehmen.
Trotzdem fangen einige nach einer Weile an, sich mit den Problemen fleißig aktiv auseinanderzusetzen, auch wenn sie nicht das optimale Bewegungsverständnis besitzen.
3) Unbewusst/Bewusst – Ich weiß nicht mehr, dass ich weiß
Durch Wiederholung werden Bewegungsabläufe wiederholt und verankert. Routine und Perfektion entstehen.
Es besteht die Gefahr, zu einem Entwicklungsstillstand zu kommen. Bewegung jedoch muss immer wieder neu entstehen. Das Gehirn will Spaß haben, so lernt es dann auch.
4) Bewusst/Bewusst – Ich weiß, dass ich weiß
Die Patienten sind sich ihrer Potentiale bewusst und sind bereit, den Weg des Lernens zu gehen.
Die Ausbildungs-Inhalte
Irgendwann entschied ich mich, eine Spiraldynamik Ausbildung zu machen, um das Konzept näher kennenzulernen.
1) Die Materie – Die Koordinationseinheiten
Alles fing an mit den Koordinationseinheiten (Gelenke) im Körper: Hier lag der Fokus darauf, die 13 Koordinationseinheiten durchzuarbeiten, d.h. dass man entweder in Rücken- oder Seitlage, die Gelenke von Kopf bis Fuß in langsamen 8er-Bewegungen durch bewegte:
1 Stamm: Kopf/Becken (Augen/Kiefer)
2 Schultergelenke: Gelenkpfanne/Humeruskopf
2 Arme: Oberarmkopf/Handgewölbe
2 Hände: Mittelhandköpfchen
2 Hüftgelenke: Gelenkpfanne/Femurkopf
2 Beine: Oberschenkelkopf/Vorfußgewölbe
2 Füße: Fersenbein/Vorfußgewölbe
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= 13 Gelenke
2) Die Materie – Der Kopf
Das zentrale Bewegungskonzept des Lebens heiß: “ Kopf führt Körper folgt
Kiefergelenk
Durch falschen Gebrauch der Kaumuskulatur und Zungenmuskulatur kann es zu ungleichen, tonischen Mustern im Gesicht kommen.
Hier lautet bei kleinen Problemen die Devise, Koordiniertes Kauen: d.h. Einmal links und einmal rechts kauen. Mehr wurde aber zum Thema Kiefergelenk nicht vermittelt.
Dafür gibt’s spezielle Vertiefungs-Seminare. Mehr ging nicht in meinen Schädel rein.
3) Die Materie – Haltung
Die Summe der Beweglichkeit der vielen einzelnen Gelenke ist verantwortlich für das Bewegungsausmaß beim Fuß. Bei den Facettengelenken der Wirbelsäule verhält es sich genauso.
Für eine gute Haltung bedarf es ausgewogener muskulärer Verhältnisse. Sind die Muskeln in einem Spannungs-Gleichgewicht, halten sie die Knochen zentriert in einer Mittelposition, ein Spannungs-Ungleichgewicht führt zu Haltungsveränderungen.
Dies hat auch einen positiven Effekt auf die Außenwirkung: Kraftverteilung – Körper-Wohlbefinden und das Selbstbewusstsein.
4) Die Materie – Neu-Erziehung der Muskulatur
Man spricht viel mehr von Neuronaler Umprogrammierung, als von einer Therapiemaßnahme. Alle Gelenke werden gleichwertig in Ausführung einer Acht durchbewegt:
Von der Funktionellen Mobilität und Stabilität, von der klassischen Fehlstellung eines Gelenks, lässt sich eine dreidimensionale Korrekturbewegung ableiten: Auf einer Spiralbahn von vorne-oben nach hinten unten-außen.
Die Korrekturbewegung ist Teil einer rotatorischen und translatorischen Achterbewegung, die das Funktionsspektrum des Gelenks erfasst.
Eine weitere manuelle Bewegungsführung ist die Spiralbewegung.
Die Mobilisation lässt sich mit Leichtigkeit erlernen. Es sind sanfte Bewegungsimpulse, die den Körper ohne Druck leicht bewegen. Man kann praktisch nichts falsch machen, so bleibt der Patient auch in einer entspannten Haltung liegen.
5) Die Materie – Neues Denkmodell
Früher hat die WHO ihren Fokus auf die Einteilung von Defiziten gelegt: Schädigung, Funktionseinschränkung und Behinderung. In der Neufassung ihrer Grundsätze, steht der positive Aspekt im Vordergrund:
▶ Es wird nicht gefragt, was der Mensch nicht kann, sondern es wird nach seiner körperlich-seelischen Verfassung gefragt, was er noch kann. Es werden seine Aktivitäten und Partizipations-Möglichkeiten evaluiert.
Fazit:
▶ Spiraldynamik ist sehr durchdacht. Meine Anforderungen an ein nachhaltiges und partizipatives Bewegungskonzept sind erfüllt.
▶ Durch die Entwicklung in der Schweiz kann man auf Studien, wissenschaftliche Berichterstattung und integres Auftreten vertrauen.
▶ Wichtig ist nur, dass die Therapeuten auch ein gutes Gespür für die richtige Ausführung haben. Schließlich ist bei skelettalen Problemen ein richtiges Integrieren aller Kleinstgelenke sehr wichtig. Finger, Zehen, Zunge/Okklusion, etc.
Weitere Informationen folgen…