CMD-Therapie in verschiedenen Reha-Kliniken
Seit ein paar Tagen befasse ich mich mit Reha-Einrichtungen, die sich mit
CMD auseinander setzen. Jetzt meine Frage: Halten die Reha-Einrichtungen das, was sie versprechen?
Ich selbst habe vor über einem Jahr eine Reha Maßnahme bekommen in Bad Rappenau. Als Bipolare Patientin bin ich aber im Psychosomatischen Bereich gelandet.
In der Orthopädie hingegen war das Krankheitsbild CMD völlig unbekannt. Deswegen habe ich für euch 4 Reha-Kliniken gefunden, die für ein Interview bereit waren.
Reha Bad Hamm, Frau Linnhoff und Christina Kortmann
Auf der Webseite habe ich zunächst ein sehr schönes Übungsblatt gefunden, das Übungen zeigt, die man bei CMD anwenden kann.
Übungen CMD
https://www.reha-bad-hamm.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Infobogen_CMD.pdf
Außerdem habe ich eine Zusammenfassung eines Interviews gemacht, das ich auf der Webseite gefunden habe:
1) Frage: Wer an Physiotherapie denkt, hat automatisch Probleme mit Rücken, Knie, Hüfte, Schulter, Hand und am Kopf. Haben Sie sich – bevor Sie die CMD-Fortbildung gemacht haben – schon mit dem Kiefer beschäftigt?
Antwort: Christina Kortmann: Eigentlich überhaupt nicht. In der Ausbildung lernt man so gut wie nichts über den Kiefer. Erst in der CMD-Fortbildung habe ich mich damit ausführlicher beschäftigt. Jetzt weiß ich, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt, dieses Thema anzugehen und zu betrachten.
2) Frage: Was sind kurz die Inhalte der CMD-Fortbildung?
Antwort: Britta Linnhoff: Ein großer Schwerpunkt liegt in der Befunderhebung. Es ist entscheidend, einen Patienten im Gesamtzusammenhang zu sehen, also im wahrsten Sinne von Kopf bis Fuß zu betrachten.
3) Frage: CMD kann ja eine Vielzahl von Symptomen verursachen. Glauben Sie, dass viele orthopädische Beschwerden ihre Ursache in der Fehlstellung des Kiefers haben und diese nur nicht erkannt wird?
Antwort: Christina Kortmann: Das kommt schon häufiger vor. Gerade bei Patienten, die einen enorm langen Leidensweg haben, bringt CMD als Diagnose einen Ansatz zur Behandlung. Der Kiefer wird eben häufig erst als Letztes angesehen. Andersherum darf man aber auch nicht CMD als Allheilmittel sehen. Es ist immer entscheidend, sehr genau zu untersuchen.
4) Frage: Was bedeutet Ihr Wissen um CMD für die tägliche Arbeit? Schauen Sie jetzt anders auf Patienten?
Antwort: Britta Linnhoff: Der Fokus hat sich auf jeden Fall verändert. Wenn ich einen Patienten mit Beschwerden insbesondere der oberen Extremitäten
habe, frage ich bei der Befunderhebung sicherlich anders als vorher – z.B. in bezug auf das Knirschen mit den Zähnen oder das Vorhandensein einer Aufbiss-Schiene. Gibt es Anzeichen, teste ich genauer weiter und schicke auch schon einmal einen Patienten zur detaillierten Befundklärung zum Zahnarzt.
Britta Linnhoff, Christina Kortmann
Physiotherapeuten
reha Bad Hamm
Infos zu CMD
https://www.reha-bad-hamm.de/heilmittel/physiotherapie-krankengymnastik/craniomandibulaere-dysfunktion-cmd/
Sanatorium Schlossberghof, Bad Reichenhall, Frau Dr. Riedlsperger
1) Frage: Gibt es spezielle manuelle Verfahren, die Sie bei CMD nutzen?
Antwort Frau Dr. Riedlsperger: Es gibt ja eine spezielle CMD-Therapie der physikalischen Therapie – bestehend aus Elementen der Manuellen Therapie, Lymphdrainagen und Krankengymnastik. Genauer sind das Weichteiltechniken und Bindegewebsarbeit.
Diese dauert bei uns ca. 50-60 Min und wird nur als Einzelbehandlung durchgeführt. Davor müssen die Patienten bereits eine genaue Angabe ihrer Beschwerden zu hause machen und diese Befunderhebung dem Therapeuten mitbringen.
Weiter korrespondieren Beschwerden in den Kiefergelenken mit einer Reihe weiterer anderer Beschwerden im muskulo-skelettalen Bereich, z.B. der LWS und dem ISG, aber auch der HWS und dem Schultergürtel.
Dazwischen sind oft über die Faszien weitergeleitete Verklebungen bzw. Blockaden, die mittels Myofaszialer Krankengymnastik behandelt werden. D.h. Wenn die anderen Gelenke nicht auch mit behandelt werden, ist eine Besserung schlecht möglich.
2) Frage: Wie erfolgreich – in % – ist Ihre Kooperation mit Zahnärzten? (Welche Art von Schienen werden genutzt und gibt es Härtefälle wie Fehlbisse und Kieferoperationen?).
Antwort Frau Dr. Riedlsperger: Eine Zusammenarbeit mit Zahnärzten am Ort gibt es speziell nicht, da die Patienten bei uns in der Regel nur ca. 3-4 Wochen da sind. Dies wäre eher eine Möglichkeit (und ist bereits meist vorab passiert) des Heimatortes.
3) Frage: Wie viele Psychiatrische Fälle haben Sie und welche Medikamente setzen Sie ein?
Antwort Frau Dr. Riedlsperger: Eine medikamentöse Therapie gibt es bei uns nicht. Bei nächtlichen Schlafstörungen z.B. arbeiten wir mit Psychotherapie und achten auf die Schlafhygiene mit Akupunktur.
Vielen Dank fürs Gespräch
Dr. Beatrix Riedlsperger
Arbeitsmedizinisches Präventions- und Notfallmanagement
Praxis für Arbeitsmedizin
Sanatorium Schlossberghof
Bad Reichenhall
https://www.schlossberghof.de/arzt-therapie/physiotherapie/kiefergelenks-cmd-therapie.html
Seegartenklinik Heidelberg, Herr Gashi, stellvertretender Geschäftsführer
1) Frage: Gibt es spezielle manuelle Verfahren, die Sie bei CMD nutzen?
Antwort: Herr Gashi: Wir selbst bieten keine Manuelle Therapie an. Wir verweisen dann meistens an externe Behandler. Gelegentlich kommen aber Physiotherapeuten nach Bedarf zu uns in die Klinik.
2) Wie erfolgreich ist Ihre Kooperation mit Zahnärzten? Nutzen Sie Schienen und was machen Sie mit Patienten, die Fehlbisse haben?
Antwort: Herr Gashi: Da die Zahnärzte auch bei uns mit im Haus sind, ist die Zusammenarbeit mit Zahnärzten reibungslos verzahnt. Wir sind eine Klinik, die sich auf Kieferoperationen spezialisiert hat.
Nachdem ein Eugnather Biss (normaler Biss) eher selten ist, operieren wir insbesondere Fehlbisse des Unter- und Oberkiefers, damit der Zusammenbiss wieder stimmt und die Symptome nachlassen.
Auch bei dem Krankheitsbild Schlafapnoe erreichen wir eine nahezu 99 % Heilung. Eine normale Schiene kann z.B. anfangs dazu beitragen, dass die Atemwege befreit und durch eine Bisshebung die Kiefergelenke entlastet sind.
Aber sinnvoll ist in den meisten Fällen eine Operation, die die Kiefer wieder neu ausrichtet. Wir operieren nur Patienten, bei denen auch eine klare Indikation gegeben ist. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen die Patienten ihre Schlafmaske zuhause wieder nutzen.
3) Haben Sie auch Psychiatrische Fälle und welche Medikamente setzen Sie ein?
Oft entwickeln sich körperliche Symptome (CMD, Atemwegsverengungen oder Schlaflosigkeit) zu Psychiatrischen Fällen, wenn z.B. Patienten so erschöpft von ihren Symptomen sind, dass sie in eine Depression fallen.
Hier haben wir aber zum Glück Psychologen und Psychiater bei uns im Haus, die Patienten mit Depressionen oder ähnlichen Krankheitsbildern gut helfen können.
Zur Entspannung der Muskulatur wird hier oft Lyrica (Antikonvulsiva) eingesetzt. Es hilft auch gut gegen Angstzustände, die bei Schmerzen nicht unerheblich sind. Weiterhin setzen wir auch auf Botox, das die Kiefermuskulatur insbesondere vor Operationen gut entspannen lässt.
Danke fürs Gespräch
Fatos Gashi
stellvertretender Geschäftsführer,
Seegartenklinik Heidelberg
Reha-Klinik, Hessen
Dies ist ein Anonymes Interview. Leider hat die Dame nicht ganz verstanden, dass ich das Interview auf meiner Webseite veröffentlichen wollte. Das wollte sie jetzt doch nicht mehr. Aber ich fand die Infos interessant, und möchte sie euch hier zeigen.
1) Was bist du genau von Beruf und mit was für Techniken behandelst du deine Patienten?
Antwort: Ich bin Physiotherapeutin, Osteopathin, Heilpraktikerin, PNF- Therapeutin (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) und vieles mehr. Ich arbeite hauptsächlich aus einem Mix von manuellen Techniken.
2) Arbeitet ihr bei Euch mit Zahnärzten oder anderen Ärzten zusammen?
Antwort: Ja, insbesondere wenn wir eine Schienen-Therapie mit den Patienten anfangen. Leider existiert das Problem, dass die Betroffenen schon mit einer Schiene zu uns kommen. Hier ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Normalerweise sollte in enger Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt und dem Physiotherapeuten neben der Physiotherapie/Manuellen-Therapie oder Osteopathischen Behandlungen eine Schiene hergestellt werden.
Diese sollte dann in engmaschiger Kontrolle überprüft und eventuell eingeschliffen werden. Wir arbeiten hier mit niedergelassenen kleinen Zahnarztpraxen, die genau auf solch eine Schienen-Therapie spezialisiert sind.
Die Patienten bekommen dann von den Zahnärzten Rezepte ausgestellt, wobei es hier eine klare Budgetierung gibt und die Anwendungen leider auch begrenzt sind.
3) Was für Ärzte habt ihr bei Euch im Haus?
Antwort: Orthopäden, Neurologen, Kardiologen und Onkologen.
4) Ich habe ja selbst CMD und arbeite seit über 10 Jahren mit Feldenkrais. Hast du davon schonmal was gehört?
Antwort: Ja Feldenkrais kenne ich. Der Körper verfügt ganz klar über Selbstheilungskräfte. Genau so wie Chi Gong oder Yoga bei der Genesung helfen können. Es reicht nicht aus, dass ich auf einen Muskel drücke, bis die Tränen beim Patienten kommen. Jeder selbst kennt seinen Körper genau und muss mitarbeiten im Heilungsprozess.
5) In wie viel Prozent der Fälle handelt es sich überhaupt um eine CMD?
Antwort: Es gibt viele Informationen zu CMD. Das ist echt verwirrend. Manchmal steckt auch was anderes dahinter. Z.B. dass mit dem Diskus etwas nicht in Ordnung ist, oder es handelt sich um Verschleiß, Stress, eine falsche Abnutzung oder schlechte Zähne.
6) Was hältst du von der Kieferorthopädie und Kiefer-Chirurgischen Eingriffen?
Antwort: Was ich so erlebe bei der Kieferorthopädie ist, dass es generell schwierig ist und es oft zu Rezidiven kommt. Zum Schluss wird oft ein Retainer (Metalldraht) eingesetzt, damit das Ergebnis stabil bleibt.
Hierdurch wird oft der Cranio-Sakrale Rhythmus gestört und kann nicht mehr fließen. Gerade bei der Anpassung von Zahnspangen oder dem Einsatz der Kieferorthopädie ist davor der Einsatz von Cranio-Sacralen Behandlungen empfehlenswert.
Es gibt viele Fälle von Schönheits-Chirurgie. Leider ist die Aufklärung seitens der Chirurgen nicht immer so gut. Die Behandlung wird als harmloser Eingriff vermarktet und Langzeitstudien liegen nicht einmal vor.
Es ist so, dass wenn ein Gelenk umgestellt wird, kann es zu Veränderungen und Beschwerden in einem anderen Bereich bzw. in einem anderen Gelenk kommen. Liegt die Chirurgie dann Jahre zurück, kann man nicht mehr sagen, wo die Beschwerden genau herkommen. Einen alten Baum verpflanzt man nicht.
7) Nutzt ihr eigentlich Medikamente bei Euch?
Antwort: Nein mit Medikamenten arbeiten wir nicht. Wir nutzen Biofeedback. Hierbei werden Elektroden am Körper angebracht und man misst den Muskeltonus des Patienten. Darauf basierend lernt der Patient, wie er mit speziellen Biofeedback-Übungen seinen Körper steuern kann.
Somit kann nach einer gewissen Übungszeit, die Intensität der CMD-Beschwerden gelindert werden, vorausgesetzt, der Patient hat auch die Möglichkeit seinen Stresspegel zu reduzieren.
8) Was für eine Erfolgsquote habt ihr?
Antwort: Die meisten Behandlungen werden hier eher subjektiv als objektiv wahrgenommen. Es existiert, genau genommen, gar keine Dokumentation. Manchmal hilft es schon, dass der Patient in Behandlung ist, und ihm im Gespräch suggeriert wird, dass er auch ernst genommen wird. Ich hoffe natürlich, dass es eine positive Tendenz gibt.
Danke fürs Gespräch
Physiotherapeutin, Osteopathin,
Heilpraktikerin, PNF- Therapeutin
Reha-Klinik in Hessen
Fazit:
▶ So, das war meine kleine Recherche. Natürlich gibt es noch andere Kliniken, die ihr anrufen könnt.
▶ Ich empfehle euch sogar, ruft eure Wunschklinik an und fragt genau nach, ob und wie sie CMD behandeln. Nicht jede Klinik kennt sich gut aus (siehe Interviews).